Richtlinien
des Vereins für Lerntherapie und Dyskalkulie e.V.
für die Ausbildung zum Dyskalkulietherapeuten
Diese Richtlinien sollen dazu beitragen, einen Qualitätsstandard für die Weiterbildung von Dyskalkulietherapeuten zu schaffen. Dieser soll helfen, den Erfolg in der Dyskalkulietherapie zu erhöhen.
Die Ausbildung umfasst einen theoretischen Teil von ca. 200 Std. und einen praktischen Teil von ca. 220 Std.
Zugangsvorrausetzungen:
Um an der Ausbildung teilnehmen zu können, muss der Teilnehmer folgende Voraussetzungen erfüllen:
Berufliche Vorqualifikation:
abgeschlossenes Hochschulstudium mit
- pädagogisch-psychologischer Ausrichtung oder
- medizinischer Ausrichtung mit psychotherapeutischer oder psychiatrischer Ausbildung oder
- Mathematik- oder Mathematikdidaktischer Ausrichtung
In jedem Einzelfall erfolgt ein persönliches Aufnahmegespräch.
Die Ausbildung zum Dyskalkulietherapeuten hat mit folgenden Wissenschaften oder Teilgebieten von Wissenschaft zu tun:
- Mathematik
- Mathematikdidaktik
- Pädagogische Psychologie
- Kognitive Entwicklungspsychologie
- Klinische Psychologie
Dem hat die Ausbildung in ihrer inhaltlichen Schwerpunktsetzung Rechnung zu tragen:
I Theoretischer Teil
- Psychologische und medizinische Inhalte
1.1 Grundlagen der Lerntheorien und Motivationspsychologie
1.2 Klinische Psychologie
1.3 Sekundärsymptomatik: individual-psychologische Folgewirkungen der Lernstörungen
1.4 Entwicklungspsychologie des mathematischen Denkens
1.5 Medizinische Aspekte und Komorbiditäten – Differentialdiagnostik bei Teilleistungsstörungen
- Der Gegenstand Dyskalkulie und seine Definition – Überblick über die wichtigsten Erklärungsansätze für Rechenstörungen
- Diagnose
3.1 Vorstellung und Diskussion normierter formeller Testverfahren
3.2 Einführung in die Fehleranalyse – Rechenfehler mit System
3.3 Notwendigkeit einer Qualitativen Förderdiagnostik
- Familienanamnese – Das Beratungsgespräch mit den Eltern
- Pädagogische Aspekte der Therapie
- Mathematikdidaktische Aspekte der therapeutischen Intervention bis zur 6. Klasse aller Schularten
- Mathematikdidaktische Aspekte zur Kompetenzförderung ab Klasse 7 – Klasse 10
- Auseinandersetzung mit verschiedenen „Methoden“ der benachbarten Therapieformen wie z. B. Spieltherapie, Ergotherapie, Psychotherapie, Verhaltenstherapie
- Familientherapie
- Studium der relevanten wissenschaftlichen Literatur entsprechend der stets zu aktualisierenden Literaturliste
II Praktischer Teil der Ausbildung
Die Ausbildungsteilnehmer sollen ein breites Spektrum von Probanden kennen lernen, bzgl. der Altersstufe, der Schulart, der Schwere der Dyskalkulie.
- Erstellen der Diagnose, eines Diagnoseberichts und des Therapieplans
- Einzel- oder Gruppentherapie - Entscheidungskriterien
- Lerntherapeutischer Umgang mit psychischen Sekundärstörungen und weiteren komorbiden Störungen
- Eigenständige Durchführung von Therapien mit Falldokumentation
- Hospitation und Supervision
- Rolle der Elternarbeit und Elternmitarbeit
- Konzeption geeigneter Hausaufgaben zur Verbesserung des Therapieerfolgs
- Kooperation mit den Schulen – Studium des Lehrplans aller Jahrgangsstufen im Fach Mathematik
- Zusammenarbeit mit den Jugendämtern - Kinder- und Jugendhilfegesetz (SBG VIII §35a)
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© 2023, Verein für Lerntherapie und Dyskalkulie e.V., Stand: 2023-03-25
Dyskalkulie, zu deutsch Rechenschwäche, ist eine Teilleistungsschwäche auf dem Feld der Schulmathematik. Üben und Nachhilfe als alleinige Maßnahmen helfen nicht weiter. Solchen Schülern fehlt es nicht an Automatisation, sondern an einem grundlegenden Verständnis für die Welt der Zahlen, ihren Größen und ihren Operationen (Rechenarten). Notwendig ist eine Mathematiktherapie, ein grundlegender Neuaufbau der Gedanken der Mathematik.